#climateCulture 2023 in Berlin, ganz aktuell aber leider schon vorbei eine Klimakulturaktion der Literaturszene im Roten Salon der Berliner Volksbühne. Dort findet die Reihe Die literarische Latenight statt, Leitmotiv ist Zeigen statt Reden, Show Don't Tell. Klingt verlockend, das könnte etwas gegen das derzeit pestartige Storytelling im Kontext Klimakrise sein.
Die Literaturaktivistin Chris Möller und Malte Abraham laden verschiedene Gäste ein und stellen sie in literarisch-performative Dispositonen, die in der Art so im Literaturbetrieb nicht üblich sind. Ok, klingt abstrakt, wahrscheinlich steht im Antragsstext für die Förderung innovatives Format, und das ist es ja auch.
Gestern ging es um das Klima. EIngeladen war ein Regiedrehbuchautor, dessen Namen ich nicht kenne, der aber den fast nur jungen Leuten im Publkum ein Begriff war. Was schon einiges über mich aussagt, ich habe keine Ahnung von Serien, nur von Literatur. Und von #Klimakrise und Kultur. Das heißt, den zweiten Gast kenne ich gut, #RaphaelThelen von #LastGeneration, Buchautor und ehemaliger Journalist.
Es ging darum, dass der Drehbuchregisseur mit dem potentiellen Protagonisten einer Serie darüber spricht, wie sich die Entwicklung einer solchen Klimaserie darstellen könnte. Die Regie plauderte also aus dem Nähkästchen der Serienlogik, der #Klimaaktivist etwas aus seinem Leben und die Moderation brachte beides immer wieder in den Kontext einer literarisch-narratologischen Expertise. Vielleicht, hin und wieder, war ganz schlau gemacht und hat mir gut gefallen, auch das aufmerksame dialogsche Prinzip zwischen Chris und Malte.
Irgendwie im Geist seiner Sache hat sich Raphael Thelen recht geschickt einer Vereinnahmung durch die Serienlogik entziehen können. Spannend für mich waren Einblicke in die Existenzweisen seiner Generation, es wurde etwa deutlich, dass im Gegensatz zu meiner Generation, die sich gegen ihre Eltern auflehnen musste, die heutige Protestgeneration zumindest in seinem Kreis eher mit den damals aufbegehrenden Eltern geht.
Wogegen heute auflehnen? Das Thema ist groß. Das kam nicht so klar heraus, aber ein paar nette Details. So berichtete Raphael an einer Stelle, dass die Aktionen der #LetzteGeneration oder #LG gegen die Superreichen - Farbe gegen Privatjets und Yachten, zwar nicht in den Medien erscheinen (auf Social Media aber schon), aber diese Supereichen doch schon gewaltig aufregen. (Das ist schön, so wird die #Klimangst auch ein bisschen nach oben umverteilt) So dass sie also Maßnahmen ergreifen und Einfluss nehmen, auf die Medien (die Privaten).
Klimapolitik war nicht der Anlass des Abends. Gemäß einer die Eigenlogik der künstlerischen Repräsentationen suchenden Literaturveranstaltung kam der Gegner als Figur ins Spiel, für den Serienautor ist das der Antagonist. Der darf nicht zu schablonenhaft sein, braucht Entwicklungspotential, damit es über die Serienstrecke trägt, und am Ende fand man eine Figur der Ggenwart, einen rechtspopulistischen Medienmenschen, der gerade einen eigenen Kanal aufbaut den auch alle kannten, ich aber nicht, weil ich kein TV konsumiere.
Der Name ist nicht so wichtig, die Rolle schon, man kam auf die Idee, dass Protagonist und Antagonist gemeinsam auf der Journalistenschule waren und sich jetzt feindlich gegenüber stehen. Aber: Der einflussreiche Antagonist Medienbesitzer mit Millionenpublikum hat 1 Angebot an Protagonist Klimaaktivist, und nun drehte sich das Gespräch durchaus spannend darum, wie groß die Möhre der Verführung sein müsste, um so jemand wie Raphael Thelen zu kaufen
Naturgemäß ist er nicht käuflich, ein Mann mit Prinzipien, ein Arbeiterkind, das über Klasse spricht, während der Serienautor Arbeiterhaushalt sagt, weil in einem "Haushalt" eher die dramatischen Figuren des bürgerlichen Serienspiels lokalisiert sind als in einer Klasse? Deren Sexappeal derzeit schwächelt und die heute fast so etwas Abstraktes ist wie das Klima für uns alle
Gut, serienlogisch kommt immerhin die Frage der Veranschaulichung in den Blick einer klimakulturellen Bewegung, wie wir sie beobachten. Ob der Klimaaktivist, der Gefängnis riskiert und vom Containern lebt, wirklich in einer Serie zu seiner Geltung kommt, ist fraglich. Aber wie mir klar ist, ist Serie eine Genrationefrage - und ich bin halt eher ein Leser.
Und übrigens auch Klimakurator. Nach der durchaus spannenden Veranstaltung, die im Januar online zu sehen sein wird, traf ich im Roten Salon noch auf Sabine Zielke. Die Dramaturgin ist verantwortlich für das Program im Roten Salon, und das Climate Cultures network berlin hat sie ja auch schon einmal eingeladen. Es war unser erstes eigenständig organisiertes Climate Cultures Festival 2021, hier im Roten Salon und mit Filmprogramm im Babylon.
Wir planen weitere, und vielleicht doch mal wieder hier.
Chris Möller und Malte Abraham könnten dort gerne auch auftreten, damit die Generationenmischung stimmt.
Hier einLInk zum Festival 2021:
https://www.planet-festival.de/